Auszug aus Going Underground for Animal Liberation. Sogar Jahrzehnte später bleibt dieser Auszug in fast allen Punkten relevant für Untergrund-Umweltaktivismus.
Die meisten Leute, die sich zu direkter Aktion entschließen, waren bereits in legale Kampagnen, lokalen Gruppen usw. involviert. Leider haben sie fast immer mit derartigen Kampagnen weitergemacht, während sie sich in Form von direkter Aktion engagierten. Dies muss einer der größten Fehler sein, die man begehen kann, und einer der Hauptgründe, warum Leute inhaftiert und ins Gefängnis gesteckt worden sind. Die Polizei beobachtet diese ressourcentechnisch kleine Bewegung sehr genau. Wenn Leute sich auf IRGENDEINE Weise an legalen Kampagnen beteiligen, während sie auch direkte Aktionen unternehmen, ziehen sie nur Aufmerksamkeit auf sich, da die Polizei aus Erfahrung weiß – weil sie bereits Bewegungen infiltriert hat – dass es fast immer die aktivsten Leute sind, die am meisten illegal aktiv sind. Wir MÜSSEN einfach SOFORT aufhören, diesen Fehler zu machen. Sobald jemand beschlossen hat, dass direkte Aktion der beste Weg ist, für Tierbefreiung zu kämpfen, muss diese Person sich der Ernsthaftigkeit dieser Aktionen bewusst werden. Weil direkte Aktion funktioniert und weil sie den Kern der unterdrückerisch-gewalttätigen modernen Gesellschaft angreift, werden die Machthaber*innen dieses Systems alles in ihrer Macht Stehende tun, um diese Form des Aktivismus zu unterbinden. Daher sollte jede*r Aktivist*in alles tun, um so anonym und still wie ein Schatten zu bleiben, denn man spielt mit einem sehr hohen Einsatz. Je länger ein*e Aktivist*in kämpft, desto mehr Tiere werden gerettet und desto näher ist die vollständige Befreiung. Außerdem bedeutet eine solche Vorgehensweise Freiheit statt Inhaftierung für die Aktivist*innen selbst.
Es kann nicht sein, dass jemand darauf besteht, Handzettel auszuteilen, insbesondere dann, wenn die Person eigentlich nicht glaubt, dass es etwas bringt, wenn sie gleichzeitig Akte der WAHREN Befreiung durchführt, die große Risiken mit sich bringen.
Einige sehr grundlegende Prinzipien dazu, wie man in den Untergrund geht und gleichzeitig aktiv bleibt, würden, wenn man aus den Fehlern der Vergangenheit lernt, das Folgende beinhalten:
Sobald jemand beschlossen hat, dass er*sie sich der direkten Aktion zuwenden wird, ist es weise, alle andere Arbeit in der Bewegung niederzulegen und sie erst lange nachdem er*sie mit direkter Aktion aufgehört hat wieder aufzunehmen.
Es ist sinnvoll, eine Lücke zwischen der Arbeit, die du vorher in der Bewegung ausgeübt hast, und der direkten Aktion zu lassen, und diese Zeit für Vorbereitung zu nutzen. Es ist auch weise, wochen- oder monatelange Pausen zwischen besonders aktiven Perioden oder ernsthaften Aktionen einzulegen. Obwohl es für die meisten schwierig ist, ist es auch von Vorteil, das Haus oder die Wohnung so oft wie möglich zu wechseln.
Vorbereitung würde bedeuten, Geld aufzubringen, um Aktionen zu finanzieren und Werkzeug, Autos und allgemeine Ausrüstung zu kaufen. Es ist empfehlenswert, verschiedene Gegenden zu erkunden, Tierquäler*innen in diesen Gegenden ausfindig zu machen und gleichzeitig auch sichere Unterschlüpfe zu finden sowie Leute, die daran interessiert sind, Tiere aufzunehmen.
Aktionen sollten am besten in einem anderen Teil des Landes durchgeführt werden, nicht dort, wo du lebst. Vorzugsweise sollten sie zumindest ein paar Landkreise entfernt stattfinden. Es ist verlockend, „in den eigenen Garten zu kacken“, aber dies hat zu vielen Verhaftungen geführt. Es macht es einfach für die Polizei, wenn sie nicht lange nach den Schuldigen suchen muss. Wenn es zeitweise viel Aktivität in einer Gegend gibt, reagiert die Polizei schnell, indem sie lokale oder regionale Tierrechtsaktivist*innen – oder Leute in dem Landkreis oder der Region, die schon einmal etwas mit Tierbefreiung zu tun hatten – intensiv überwacht. Aus diesem Grund ist es auch empfehlenswert, keinen Kontakt mit lokalen Tierrechtsgruppen oder den Leuten, die an ihnen beteiligt sind, zu haben.
Arbeite grundsätzlich mit so wenigen Leuten wie möglich; und stelle sicher, dass ihr einander vollkommen vertraut. Versuch, ein Sozialleben zu haben, das sich nicht um die Leute dreht, mit denen du Aktionen durchführst. Die Polizei kann versuchen (das ist bereit passiert), euch eine „Verschwörung“ anzuhängen, wenn eine*r von euch verhaftet wird und sie beweisen kann, dass ihr euch kennt und ihr alle an Tierbefreiung glaubt. Dies stellt generell kein allzu großes Risiko dar, wenn ihr nicht öfters alle am gleichen Ort (wie dem Haus von einer*m von euch) seid.
Sprich niemals über vergangene Aktionen, nicht einmal mit den Leuten, mit denen du diese Aktionen durchgeführt hast.
Kehre niemals an den Tatort zurück, vor allem nicht nach kurzer Zeit, um den Erfolg deiner Aktion zu begutachten. Die Polizei wird auf den kleinsten Anhaltspunkt aus sein. (Viele Kriminelle der unterschiedlichsten Art sind auf diese unnötige Weise gefangen worden, weil sie sich das Ergebnis ihres Verbrechens ansehen wollten.)
Besprecht euch NIEMALS in Gebäuden, nicht einmal wenn es der sicherste Ort der Welt zu sein scheint, denn die Polizei hat schon die unglaublichsten Orte verwanzt, um Aktivist*innen zu fangen. Alles, was mit illegalen Aktivitäten oder subversiven Ideen in Verbindung gebracht werden kann, sollte an sehr sicheren Orten besprochen werden. Dieser Punkt kann nicht genug betont werden; einige extrem schlaue und effiziente Aktivist*innen sind auf diese Weise ertappt worden. Es ist so einfach, nachlässig zu werden und sich in der Wohnung eines Freundes oder einer Freundin zu besprechen: lasst es einfach sein. Es gibt vermutlich nichts viel Schlimmeres, als deine eigenen Worte, die du vor ein paar Wochen ausgesprochen hast, schwarz auf weiß in Beweismaterial niedergeschrieben zu sehen, das gegen dich verwandt wird. Es sollte natürlich auch nichts Verdächtiges übers Telefon gesagt werden. Und: Wenn die Polizei deinen Telefonanschluss überwacht, überwacht sie vermutlich auch die öffentlichen Telefone in deiner Nähe. Kein Telefon oder Gebäude ist sicher. Diese einfache Sicherheitsmaßnahme ist den geringen Aufwand wert.
Stelle sicher, dass deine Adresse dich auf keine Weise mit einer Tierrechts-/Tierbefreiungsphilosophie in Verbindung bringt, insbesondere mit nichts Illegalem.
Überdenke ständig deine Ziele, Methoden und Strategien, plane realistisch und mit kühlem Kopf. Es dauert eine Weile, den Mut zu finden, regelmäßig direkte Aktionen durchzuführen. Aber sobald du begriffen hast, dass es eigentlich ziemlich einfach ist, ist es wichtig, dass du dich daran erinnerst, wen und was du dir zum Feind machst. Es ist schon zu oft passiert, dass Erfolg zu Selbstüberschätzung geführt hat, was wiederum zu Leichtfertigkeit führt.
Dies sind nur einige sehr grundlegende Punkte, die du in Betracht ziehen solltest. Leider sind Tierbefreier*innen in der Vergangenheit oft in diese Fallen getappt, weil sie dachten: „Mir wird das schon nicht passieren.“ Aber es kann dir passieren und ist bereits passiert; und wenn wir uns nicht entschließen, uns völlig dem Untergrund zuzuwenden und Tierbefreiung mit der Ernsthaftigkeit zu behandeln, die sie verdient, wird es auch weiterhin passieren.