Fossile Energien abschalten

Taktische Prinzipien der George-Jackson-Brigade

Skizzen von Mitgliedern der George-Jackson-Brigade

Was ist die George-Jackson-Brigade?

Skizzen von Mitgliedern der George-Jackson-Brigade

Beschreibung vom George Jackson Brigade Information Project (via archive.org):

Die George-Jackson-Brigade formte sich in der Gefangenenrechtsbewegung, die im Kontext der US-amerikanischen Zivilrechtsbewegung und der Friedensproteste der 60er entstand. In ihrer dreijährigen Existenz verübte sie nach eigenen Angaben 11 Bombenanschläge, ebenso viele Banküberfälle und eine Gefangenenbefreiung. Ihre Ziele waren unter anderem das Department of Corrections, das Federal Bureau of Investigation (FBI) und das Bureau of Indian Affairs sowie verschiedene Firmenbüros. Die Chemie in der Gruppe war dieselbe, die im ganzen Land entflammt war: die unterdrücktesten Mitglieder der Gesellschaft verbündeten sich sich mit jungen Akademiker*innen, die sich weigerten, weiterhin einen von Klassen- und Rassenprivileg geprägten Lebensstil zu führen. Im Falle der Brigade übernahmen Frauen die Führung, Queere forderten Heteros heraus, Gefängnisinsassen kommunizierten mit Studierenden und ein schwarzer Mann half enthusiastisch Weißen.

Die Geschichte der Brigade spielt sich vor einem Hintergrund von Aktivismus durch schwarze, Chicano-, indigene, schwule, lesbische und weiße Gefangene sowie bewaffnetem Kampf in den USA, Kanada, Mittel- und Südamerika, Afrika, Asien und Europa ab.

Cover des politischen Statements der George-Jackson-Brigade

Taktische Lektionen

Moderne Untergrundaktivist*innen können und sollten von denen lernen, die vor ihnen kamen. Dies ist ein Auszug aus „Die Macht des Volkes ist die Kraft des Lebens: Politisches Statement der George-Jackson-Brigade“

Cover des politischen Statements der George-Jackson-Brigade

Die hauptsächlichen Taktikprinzipien, denen wir folgen, sind:

#1. Wir sehen Propaganda und Gegenpropaganda (so wichtig sie auch sein mögen) als sekundäre Aspekte unserer Arbeit. Vor allem wollen wir, dass unsere Aktionen einen materiellen Effekt auf die Welt haben.

#2. Wir konzentrieren unsere Kräfte auf die Schwachstellen des Feindes. Wir wählen, wann, wo und wie wir angreifen; das ist unser taktischer Hauptvorteil. Wenn notwendig, leiten wir die Polizei vom Ziel weg.

#3. Im Wesentlichen sind wir in einer Periode der Verteidigung und Konsolidierung, daher vermeiden wir tatsächliche Konfrontation und Kampf, wenn es irgendwie möglich ist. Indem wir Gegenden aussuchen, in denen es keine große Polizeipräsenz gibt, versuchen wir sicherzustellen, dass wir uns des Ausgangs sicher sein können, wenn wir überrascht werden und gezwungen sind, zu kämpfen.

#4. Wir entwickeln unsere Taktiken so, dass wir die Initiative behalten. Das bedeutet, dass der Feind in die Defensive gezwungen wird und nie sicher sein soll, wo wir sind, wer wir sind, oder wo wir als nächstes zuschlagen. Auf diese Weise bieten wir ihm nicht den Freiraum, einen effektiven Plan gegen uns aufzustellen.

#5. Das Compton-Massaker der SLA [Symbionese Liberation Army] zeigt deutlich, dass die Polizei mehr als bereit ist, Terror und Mord zu verüben, wenn es zu ihrem Vorteil ist. Wenn wir von einer überlegenen Streitmacht überrascht werden, werden wir uns bemühen, uns zu ergeben – wir sehen keinen Vorteil darin, wenn noch mehr Freiheitskämpfer*innen in den Sechs-Uhr-Nachrichten verbrannt werden.

#6. Was die Frage der Sicherheit angeht, Bewusstsein ist primär und bestimmt, ob die Sicherheit aufrecht erhalten werden kann; spezifische Sicherheitsmaßnahmen sind sekundär. Aber Bewusstsein entwickelt sich und kommt von der Praxis von bestimmten Maßnahmen und Techniken. Sicherheit ist eine Art zu denken. Auf Sicherheit zu achten bedeutet, dass wir Sicherheit überall in unser Leben integrieren; in alles, was wir tun. Es geht nicht nur um bestimmte Treffen oder bestimmte Leute oder wenn es haarig wird.

Sicherheitsdenken ist im Großen und Ganzen gesunder Menschenverstand. Konkrete Methoden müssen in unterschiedlichen Umständen immer neu gedacht werden. Wir denken, dass die Leute konkrete Sicherheitsprinzipien basierend auf den folgenden Prinzipien entwickeln und anwenden sollten. Wir haben diese Prinzipien in unserer Praxis entwickelt und geprüft und sie haben uns gute Dienste geleistet:

    (a) Sicherheit ist sehr wichtig in unserer Arbeit; sie gibt uns den Kontext, in dem wir überleben und agieren. Aber Aktion ist primär. Jeder Widerspruch zwischen Sicherheit und Aktion muss zugunsten von Aktion aufgelöst werden.
    (b) Egal, um wen es geht und was die Umstände sind, erzähl nie jemandem etwas, was er nicht wissen muss.
    (c) Wem du vertrauen kannst: „Vertraue“ niemandem. „Vertrauen“ als subjektives Urteil sollte nicht in Sicherheitsentscheidungen einfließen. Geh davon aus, dass jede*r ein*e potentielle*r Informant*in sein könnte, außer du hast langjährige Erfahrungen mit ihm oder ihr oder hast die Person gründlich durchleuchtet. Auf diese Weise kann niemand Fragwürdiges etwas sehen oder hören, was sie nicht sollten.
    (d) Wenn du sensible Arbeit mit anderen Leuten verrichtest, formt eine Organisation, damit ihr eine Möglichkeit habt, Leute auszuschließen und/oder ihren Hintergrund zu durchleuchten, wenn das notwendig ist.
    (e) Sieh dir den Hintergrund von jemandem an, wenn du einen Grund zum Zweifel hast. Sei gründlich und sei dir sicher, bevor du jemandem vertraust, mit dem du keine Erfahrungen hast.
    (f) Kämpf gegen Paranoia an. Paranoia ist irrational und für deine Sicherheit kontraproduktiv. Sie ist ein Werkzeug des Feindes, das uns untätig bleiben lässt. Entwickle gute Sicherheitspraktiken und eine nuancierte, realistische Sicht auf die Welt.
    (g) Geh davon aus, dass der Feind gleichzeitig nichts weiß und doch alles, was er wissen kann. Gleichzeitig auf beiden Annahmen aufzubauen bedeutet, dass wir einerseits so vorsichtig wie möglich sein werden und darauf bedacht, dass wir ihm den Zugriff auf sensible Informationen verwehren. Wir können so die Nachlässigkeit vermeiden, die mit der Annahme einhergeht, er müsse dies und das ohnehin schon wissen und es sei daher nicht den Aufwand wert, es geheim zu halten. Wenn wir gleichzeitig annehmen, dass er schon alles weiß, was er wissen könnte, vermeiden wir ein falsches Gefühl der Sicherheit und bleiben wachsam.

#7. Solide Informationen sind die Grundlage einer erfolgreichen Guerillaorganisation. Der Großteil der Spionagetätigkeit besteht daraus, einfach verfügbare Informationen zu sammeln und zu sortieren. Obwohl diese Arbeit meist keinen Spaß macht, kann ihre Bedeutsamkeit nicht überschätzt werden.

(Eine wichtige Aufgabe für Leute, die im Übergrund bleiben und trotzdem den bewaffneten Kampf unterstützen und sich daran beteiligen wollen, wäre es, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Entwickelt geordnete Informationssammlungen über zeitgenössische kollektive Kämpfe; achtet besonders darauf, wie sich die herrschende Klasse organisiert, um diese zu bekämpfen; untersucht die Polizei und versucht, ihre Stärken und Schwächen zu verstehen [fangt damit an, den Polizeifunk abzuhören]; entwickelt Zielinformationen: Vorschläge, Terrain, Schwachstellen, etc.; redet mit den Massen über bewaffneten Kampf; veröffentlicht die Resultate dieser Untersuchungen, sodass UntergrundkämpferInnen und alle sonst sie sehen können.)

#8. Seattle ist unser Haupteinsatzgebiet. Dafür gibt es zwei Gründe: Zunächst ist Seattle der Ort, an dem wir alle schon gearbeitet, gelebt, gekämpft haben. Es ist der Ort, den wir am besten verstehen. Hier sind unsere Wurzeln, unsere Basis, unsere Verpflichtungen. Zweitens: Solange wir frei sind und an einem Ort unserer Wahl kämpfen, greifen wir vor aller Augen den Mythos der Unbesiegbarkeit der Polizei an.

Gleichzeitig müssen wir wachsam bleiben und auf alle Fortschritte achten, die die Polizei macht, wenn sie uns aufzuspüren versucht, wir müssen darauf vorbereitet sein, uns spontan in ein sichereres Gebiet zurückzuziehen, in dem wir uns erholen können, unsere Wunden lecken, unsere Kraft wiedergewinnen und darauf warten, dass Gras über die Sache wächst und wir wieder aktiv werden können. Unsere anderthalb Jahre in Oregon sind ein Beispiel dafür. Der ganze Rest des Landes ist ein potentielles Rückzuggebiet für uns. Wir versuchen die Fähigkeit zu entwickeln, diese Rückzüge auf geplante Art und Weise durchzuführen und selbst die Initiative zu ergreifen.

Erfahre mehr über die George-Jackson-Brigade

Daniel Burton-Rose hat eine Website zum Thema und 2010 auch zwei Bücher veröffentlicht, die gedruckt und als E-Books erhältlich sind.

  • George Jackson Brigade Information Project (archive.org)
  • Guerrilla USA: The George Jackson Brigade and the Anticapitalist Underground of the 1970s (Untersuchung der GJB-Zeichnung basierend auf weitreichender Recherche und Interviews mit noch lebenden Mitgliedern)
  • Creating a Movement With Teeth: A Documentary History Of The George Jackson Brigade (Sammlung von zeitgenössischen Dokumenten, u.a. dem Volltext, aus dem das Exzerpt oben ist)

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