Fossile Energien abschalten

Ruby Montoya & Jessica Reznicek: DAPL-Ökosabotage Presseerklärung

Sieh dir ihre öffentliche Erklärung als Video an oder lies die Presseerklärung unten.

24. Juli 2017

Die Dakota-Access-Pipeline hat einen Effekt auf die ganze Nation und die Leute, die in ihr leben. Wir haben im Zusammenhang mit DAPL unglaubliche Probleme gehabt, was die Themen Rechtsstaat, indigene Souveränität, Beschlagnahme von Land, staatlich sanktionierte Gewalt, Schutz von Konzernen und Übergehen ihrer Verbrechen angeht. Wir stehen demütig an der Seite jener, die immer noch das Ziel dieser von der Regierung durchgesetzten Ungerechtigkeiten sind, und bitten euch, dass ihr nun auch an unserer Seite steht.

Die staatlichen Gerichte haben Konzernen die Erlaubnis gegeben, zu lügen und der Öffentlichkeit Informationen vorzuenthalten, was zu einer kompletten Stille von Seiten der Medien geführt hat, was dieses Thema angeht. Als wir kürzlich von The Intercept, einem unabhängigen Pressekanal, angerufen wurden, der mit uns über illegale Überwachung durch Energy Transfer Partners und ihre Leute fürs Grobe sprechen wollte, sahen wir dies als Gelegenheit, eine öffentliche Debatte zum Thema gewaltfreie direkte Aktion zu beginnen und die Unzulänglichkeiten der Regierung und der von ihr geschützten Konzerne an die Öffentlichkeit zu bringen.

Nachdem wir alle konventionellen Möglichkeiten ausgeschöpft hatten, einschließlich des Besuchs von öffentlichen Anhörungen, Unterschriftensammlungen für Umweltverträglichkeitserklärungen, Teilnahme an zivilem Ungehorsam, Hungerstreiks, Demos, Boykotts und Besetzungen, sahen wir ein, dass unsere Regierung nur unzureichend auf die Forderungen des Volkes hört.

Stattdessen erlaubten die Gerichte und Staatsdiener*innen diesen Konzernen, Besitz ohne die Erlaubnis der Besitzer*innen an sich zu reißen und das Land, das Wasser und die Bevölkerung brutal zu behandeln. Das System ist kaputt und es liegt an uns als Individuen, uns auf friedliche Weise zu widersetzen und es zu reparieren. Das ist es, was wir aus der Notwendigkeit heraus taten.

Wir handelten für unsere Kinder, denn die Welt, die sie erben, erfüllt ihre Bedürfnisse nicht. Es gibt mehr als fünf größere Gewässer hier in Iowa und aufgrund der empörenden Verantwortungslosigkeit der Konzerne ist keins davon sauber. Jetzt will ein weiterer Konzern Millionen von uns vergiften, indem er uns alle der Gefahr einer weiteren katastrophalen Ölpest aussetzt. Die DAPL hat bereits Lecks gehabt und wird das auch weiterhin tun, bis das Öl abgestellt und die Rohre aus dem Boden entfernt werden.

In der Nacht des Wahltages 2016 begannen wir mit unserer friedlichen Kampagne von direkten Aktionen auf einer Dakota-Access-Baustelle und verbrannten mindestens 5 Teile schwere Maschinerie in Buena Vista County, Iowa. (Mehr Details weiter unten.) Unsere Aktion war nichts Weltbewegendes, aber wenigstens unterbrachen wir den Bau an dieser einen Baustelle für einen Tag.

Wir recherchierten dann, welche Werkzeuge notwendig sein würden, um die 16mm dicke Stahlwand der Pipeline zu durchbohren. Im März begannen wir damit, diese eigenständig gesammelten Informationen anzuwenden. Wir fingen in Mahaska County, Iowa an und benutzten Acetylen-Sauerstoff-Schweißbrenner, um die an der Oberfläche liegenden leeren Stahlventile zu durchbohren, und verzögerten die Fertigstellung der Pipeline um Wochen. Nach dem Erfolg dieser ersten Aktion begannen wir damit, diese Taktik überall an der Pipeline anzuwenden, überall in Iowa und in einem Teil von South Dakota. Wir bewegten uns von Ventil zu Ventil, bis uns die Vorräte ausgingen, und zögerten die Fertigstellung des Projekts immer weiter hinaus.

Über diese Aktionen, die für die Öffentlichkeit von großem Interesse wären, wurde kaum berichtet; die Regierung und Energy Transfer Partners arbeiteten zusammen, um zu lügen und der Öffentlichkeit wichtige Informationen vorzuenthalten.

Dann kehrten wir zu der Taktik Brandstiftung zurück. Wir benutzten Reifen und benzingetränkte Lumpen und zündeten mehrere Ventilstationen, ihre elektrischen Einheiten und schwere Ausrüstung an, die überall in Iowa auf für den Bau der DAPL überlassenem Gebiet standen, was den Bau weiter hinauszögerte.

In der ersten Maiwoche versuchten wir wieder einmal, ein Ventil in Wapallo County, Iowa mit einem Acetylen-Sauerstoff-Schweißbrenner zu beschädigen. Wir entdeckten, dass sich Öl in dem Rohr befand. Das war mehr als enttäuschend sowohl für uns als auch für das Land. Dieses Ereignis wurde ebenfalls der Öffentlichkeit vorenthalten und mit Lügen über „Muldenabsenkungen“ vertuscht.

Wir stehen heute hier als Zeuginnen für friedliche, gewaltfreie direkte Aktion. Unsere Aktionen waren so notwendig wie geringfügig. Wir denken, dass wir uns für unsere Taten nicht schämen müssen. Aus irgendeinem Grund schätzen die Gerichte und die Regierung das Eigentum und die Profite von Konzernen mehr als unser inhärentes Menschenrecht auf sauberes Wasser und Land.

Wir sprechen öffentlich, um anderen den Mut zu geben, kühn und mit reinem Herzen zu handeln und die Infrastruktur auseinander zu nehmen, die uns unsere Rechte auf Wasser, Land und Freiheit nimmt. Wir als Zivilist*innen haben das wiederholte Versagen der Regierung gesehen und es ist unsere Pflicht, mit Verantwortungsgefühl und Integrität zu handeln, unsere eigene Freiheit für die Souveränität von uns allen zu riskieren.

Manche sehen diese Aktionen vielleicht als gewalttätig, aber das ist falsch. Wir haben so gehandelt, wie unsere Herzen es uns befahlen, und haben weder menschliches Leben noch persönliches Eigentum bedroht. Was wir taten, ist, einen privaten Konzern zu bekämpfen, der in unserem Staat gewütet hat, der Land an sich gerissen und die Wasserversorgung unserer Nation vergiftet hat. Sogar wer unseren Taktiken vielleicht nicht zustimmt, kann dennoch ihre Notwendigkeit angesichts unserer zerrütteten Regierung sehen.

Wir erwarten keinen fairen Prozess. Wir erwarten, dass die, die uns nahestehen, von der staatlichen Regierung und den Konzernen, die diese beschützt, belästigt werden. Lest darüber, was ihr tun könnt, wenn die Polizei bei euch vor der Tür steht. Bildet und schützt euch. Wir bitten euch dringend, nicht mit Agent*innen des Staates zu reden und euch dem Druck, euch zu äußern, zu widersetzen. Filmt alle Interaktionen mit ihnen.

Es ist bedauerlich, dass wir uns auf solche Situationen vorbereiten müssen, aber so ist die Regierung, die über uns herrscht und die mit jedem Tag mehr an das faschistische Nazideutschland erinnert. Wir grüßen das Volk.

Die Details unserer friedlichen direkten Aktion folgen. Wir hoffen, diese Informationen andere ermuntern, kühn und friedlich zu handeln. Wir hoffen, Ängste zu beschwichtigen und falsche Wahrnehmungen zu korrigieren, dass der Staat oder diese Konzerne allwissend oder unbesiegbar seien.

Nachdem wir uns über Brandstiftung und das metallische Material der Infrastruktur, welche wir zum Stillstand bringen wollten, informiert hatten, lernten wir, dass das Feuer heiß genug sein musste, um Stahl zu schmelzen – und dass normale Brandstiftung nicht immer die effektivste Vorgehensweise ist, aber dass jede Aktion Sand in ihrem Getriebe ist.

Weil wir wussten, dass Benzin allein schnell, aber nicht lange brennt, fügten wir in der Nacht des Wahltages 2016 Motorenöl hinzu (da dieses heißer und länger brennt) und taten dies mit Lumpen in Kaffeedosen, die wir auf die Sitze der Maschinerie stellten. Dann stachen wir die Dosen auf und zündeten mehrere Streichhölzer an. Wir erwarteten, dass die Sitze lange genug brennen würden, dass die Maschinen nicht mehr betriebsfähig sein würden. Eine Dose brannte nicht, was schade ist, aber fünf von sechs ist nicht schlecht.

Als wir sahen, dass der Bau weiterging, wurde uns klar, dass die Rohre verlegt wurden und dass unsere einzige Möglichkeit, eine weitere Schändung des Landes durch den Konzern zu behindern, sein würde, die leeren Stahlrohre, die an den Ventilstandorten überirdisch waren, irgendwie zu durchbohren. Wir lernten, dass ein Schweißbrenner, der Sauerstoff und Acetylen nutzt, das richtige Werkzeug ist. Wir kauften die Ausrüstung außerhalb unserer Stadt, um Anonymität zu bewahren, da es unser Ziel war, diesen Konzern so sehr zu behindern, dass er gezwungen sein würde, das Projekt letztendlich aufzugeben. Wir kauften Ausrüstung bei Home Depot und die Behälter in Geschäften, die Zubehör für Schweißbrenner verkaufen, wie Praxair und Mathesons. Da wir noch nie Schweißbrenner benutzt hatten, brachten wir es uns selbst bei und führten unseren Plan innerhalb von 7 Minuten durch.

In unseren besonderen Umständen lernten wir, dass vorheriges Ausspähen des Einsatzortes oft unsere Fähigkeit behinderte, Gelegenheiten zu ergreifen. Also kamen wir gleich mit unseren Schweißbrennern und unserer Schutzkleidung auf viele Baustellen, wir erfassten intuitiv die Stimmung jeder Situation und entschlossen uns, sofort zu handeln, oft am helllichten Tag. Vertraut eurem Geist, vertraut den Zeichen.

Als uns unsere Vorräte (die Behälter) ausgingen, entschlossen wir uns, auf Brandstiftung zurückzugreifen, da jede Aktion zählt. Wir benutzten Benzin und Lumpen zusammen mit Reifen (da Reifen schön lange brennen, wenn sie erstmal Feuer gefangen haben) gegen die Ausrüstung an mehreren DAPL-Baustellen.

Kurz danach kamen wir an neue Vorräte und kehrten zu dem Ventil in Wapello County zurück, um erneut aktiv zu werden. Wir bemerkten, dass Öl durch die Pipelines floss. Unsere Aktion wurde der Öffentlichkeit nicht berichtet; stattdessen gab es Berichte über eine „Muldenabsenkung" als Grund, warum die Fertigstellung der Pipeline sich verzögerte.

Aufgrund dieser Lügen entschlossen wir uns, an die Öffentlichkeit zu gehen, um die Wahrheit zu sagen und offen über diese friedlichen und machbaren Taktiken gegen die Gräueltaten von Konzernen zu berichten.

Wenn es etwas gibt, das wir bereuen, dann, dass wir nicht genug getan haben.

Bitte unterstützt uns und steht uns bei dieser Reise bei, denn es ist für uns alle notwendig, dass diese Pipeline aufgehalten wird.

Wasser ist Leben, Öl ist Tod.

Jessica Reznicek and Ruby Montoya


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